Zürnt ihr, so sündiget nicht; lasst die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen.
(Epheser 4,26)

Heutzutage scheinen wir ja manchmal in „zornigen Zeiten“ zu leben: Auch in Deutschland kommt es zu Situationen, in denen Menschen so von Zorn und Aggression erfüllt sind, dass scheinbare Nichtigkeiten zu Überreaktionen und manchmal sogar zu Gewalttaten führen. Im Straßenverkehr kommt es zu heftigen Reaktionen, wenn einem scheinbar das Recht genommen wird. Die Anonymität der „sozialen Medien“ spült nicht selten Hass und Zorn kleiner Gruppen in eine breite Öffentlichkeit.

Miteinander reden, statt sich gegenseitig mit zornigen Bemerkungen zu überziehen – das ist sicher kein schlechter Rat. Aus dem Weg räumen, was an Dingen zwischen Menschen steht, bevor der Zorn heranwächst und unbedachtes Handeln hervorbringt.

So lässt sich dieser Satz von Paulus aus dem Brief an die Christen in Ephesus sicher auch verstehen. Der Zusammenhang, in dem er diesen Vers schreibt, ist jedoch noch umfassender: Paulus beschreibt den neuen Menschen, der durch die Beziehung zu Jesus verändert ist und umgestaltet wird. Für dieses Leben als „neuer Mensch“ gibt er gute Handlungsanweisungen, damit das Leben als Nachfolgerinnen und Nachfolger Jesu gelingen kann.

Leben wir als Christen einen solchen Umgang im Miteinander? Einander vergeben, weil Christus mir vergeben hat! Das ist das beste Löschmittel gegen das Feuer des Zorns. Ich fürchte, dieses Lernfeld bleibt uns ein Leben lang erhalten. Am Ende können wir uns immer wieder nur an Gott wenden und ihn bitten:

Herr, du weißt, was mich zornig macht – denn du kennst mein Herz, manchmal sogar besser als ich selbst. Obwohl ich als dein Nachfolger leben möchte, werde ich auch schuldig und zornig auf andere. Gestalte du mich um in den neuen Menschen, der deinem Wort entspricht. Leite mich durch deinen Geist, damit das geschehen kann. Amen.

Henning Knautz